Meldung gesetzt von ~ Dr. Dieter Porth
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Nachweis: Jungendiskriminierung beim Übergang zur weiterführenden Schule
15.08.2007 In Abbildungen wird dargestellt, wie sich Jungen und Mädchen in Klasse 7, 8, 9 und 10 auf die drei Schulformen Hauptschule, Realschule und Gymnasium in den verschiedenen Bundesländern verteilen. Eine erhöhte Tendenz von Abschulungen bei Jungen lässt sich nicht feststellen. Vielmehr findet augenscheinlich die Diskriminierung der Jungen durch die Schullaufbahnentscheidung der Lehrer statt. Über die Ursachen für die Diskriminierung der Jungen durch die Lehrer kann nur spekuliert werden. Die Zunahme von Frauen im Lehrerberuf kann aber als Indiz gewertet werden, dass die Lehrer nur in der Förderung weiblicher Lernstrategien ausgebildet werden und dass über diese einseitige Pädagogik die Jungen benachteiligt werden [Anmerkung: Da die Diskriminierung schon seit Jahren andauert, frage ich mich, was unser niedersächsischer Kultusminister in den ganzen Jahren gemacht hat, um den Missstand abzubauen. Geschlafen? Dr. Dieter Porth]
Emailnachricht: Kontaktlink zu Redaktion buergerstimmen.de [ Homepage ] (Dr. Dieter Porth)
Ausgewählte Statements und Meldungen zu bestimmten Themen
Suche nach Ursachen für die Benachteiligung von Jungen in der Schule
Feststellung der Diskriminierung
Die Benachteiligung der Jungen ergibt sich aus den Abschlüssen, mit den Jungen und Mädchen die Schule verlassen. Die Tendenz ist in allen Bundesländern ähnlich, wobei es je nach Bundesland leichte Unterschiede gibt. Ohne Schulabschluss beenden fast doppelt so viele Jungen wie Mädchen ihre Schullaufbahn. Von sieben Abiturienten sind vier Mädchen und drei Jungen. Da das Abitur die Voraussetzung für die Aufnahme eines Studiums ist, wird dadurch mehr Jungen als Mädchen das Studium verweigert. Gerade wegen dieser Versperrung des weiteren beruflichen Werdegangs muss von einer echten Diskriminierung gesprochen werden.
Die Statistiken dazu wurden in einem früheren Artikel veröffentlicht..
Ursachen und Geschlechterungleichgewichte im Bildungswesen
Der Verein Manndat haben in einer Studie verschiedene Quellen und Statistiken zusammengestellt, die auf eine unterschiedliche Geschlechterverteilung im Bildungswesen hinweisen. Die Ergebnisse sollen hier kurz zusammengefasst werden:
- Die Daten zeigen, dass es vor allem an Grund- und Sonderschulen vergleichsweise wenige männliche Lehrer gibt. Bei den neuen Bundesländern ist dies deutlicher ausgeprägt als bei den alten Bundesländern. An den Grundschulen schwankt der Männeranteil zwischen 5% in Brandenburg und fast 25% in Hessen. Der Anteil der männlichen Grundschullehrer ist rückläufig.
- In der Studie wird mit Hilfe einer Statistik gezeigt, dass der Migrationshintergrund zwar eine Benachteiligung im Bildungsgang impliziert, dass es aber nicht die Ursache für die Diskriminierung der Jungen ist.. Besonders interessant ist, dass innerhalb der Gruppe der Migranten die Jungendiskriminierung weniger ausgeprägt ist als bei den deutschen Jungen.
Abschluss |
Jungen (o.M.) |
Mädchen (o.M.) |
Migrantenjungen |
Migrantenmädchen |
Ohne |
10,0% |
5,8% |
22,6% |
15,4% |
Hauptschule |
27,9% |
21,0% |
42,6% |
40,4% |
Realschule |
39,8% |
43,4% |
26,4% |
32,1% |
Gymnasien |
22,3% |
29,8% |
8,5% |
12,1% |
o.M. = ohne Migrantenhintergrund // Datenquelle: Statistisches Bundesamt, Fachserie 11, Reihe 1; vgl. auch Studie "Viele Welten leben" 2004, BMFSFJ
- In der Studie wird auf die am Ende präsentierte Tabelle zur Lesekompetenz zitiert. Weiter wird in der Studie ausgeführt:"[...]Die Notwendigkeit, das Defizit der männlichen Schüler im Hinblick auf die Lesekompetenz durch entsprechende Fördermaßnahmen für Jungen zu verringern, wird inzwischen von vielen Bildungsforschern betont. Aus dem Bildungsbericht unter "Allgemein bildende Schule und non-formale Lernwelten im Schulalter" http://www.bildungsbericht.de/daten/d_web.pdf stammt das folgende Zitat:
"Unterschiede nach Geschlecht
Mädchen zeigen in sprachlichen Fähigkeiten, insbesondere im Lesen, durchweg bessere Leistungen als Jungen, wobei kulturelle Unterschiede und Einflüsse des jeweiligen Schulsystems zu unterschiedlich starken Leistungsunterschieden in den Staaten führen.
Deutschland zählte in der Grundschulstudie IGLU/PIRLS im Jahr 2001 zu den Staaten mit vergleichsweise geringem Vorsprung der Mädchen, bei PISA 2003 hingegen zu den Staaten mit relativ großem Vorsprung. Auch wenn man den Vergleich auf die in beiden Studien vertretenen Staaten begrenzt (...), wird deutlich, dass die geschlechtsspezifischen Kompetenzunterschiede in Deutschland im Primarbereich vergleichsweise gering sind, sich aber im Sekundarbereich deutlich verstärken. Hier können zusätzliche Sozialisationseffekte in der Adoleszenz eine Rolle spielen, aber auch Effekte des Schulsystems. So wiederholen in Deutschland Jungen häufiger eine Klasse als Mädchen (...), und sie besuchen in der Sekundarstufe I eher Bildungsgänge mit niedrigeren Abschlüssen (..); beides verstärkt den Leistungsvorsprung der Mädchen. Die spezifische Förderung von Jungen ist ein noch nicht eingelöstes Desiderat der Leseerziehung in Deutschland.". "
Weiterführende Untersuchungen
In einem vorangegangenem Artikel wurde mit Hilfe der Daten des statistischen Bundesamtes vermutet, dass Jungen überproportional oft sitzen bleiben. Dies kann in den statistischen Zahlen nicht als merklich nachgewiesen werden. Im obigen Zitat wird aber geschrieben, dass Jungen die Klassen häufiger wiederholen als Mädchen. Die höhere Sitzenbleiberquote könnte auch damit erklärt werden, dass es innerhalb eines Jahrgangs mehr Jungen als Mädchen gibt. Diese Interpretation stünde im Einklang mit der Untersuchung der Besetzungsdichte, wo sich keine häufigere Sitzenbleiberquote für Jungen nachweisen lies. Nach der vorangegangenen Analyse ist die Sitzenbleiberquote bis zum Schulabschluss bei Jungen und Mädchen vergleichbar. Leider finden sich im Internet kaum Zahlen, so dass der Gehalt der Aussage nicht hinreichend bewertet werden kann.
In einem vorangegangenen Artikel wurde in einer weitergehenden Hypothese angenommen, dass es zu Abschulungen (Wechsel vom Gymnasium zur Realschule, Wechsel von der Realschule zur Hauptschule) kommen könnte.
Wenn dies statistisch merklich wäre, dann müsste sich dies leicht feststellen lassen, indem man die relative Verteilung von Mädchen und Jungen innerhalb einer Schulform untersucht. Wenn es bei Jungen vermehrt zu Abschulungen kommt, so sollte sich dies in der Änderung der statistischen Verteilung der Jungen auf die verschiedenen Schulformen bemerkbar machen. Da in manchen Bundesländern noch die Orientierungsstufe gilt, wurden nur die Klassen 7, 8, 9 und 10 berücksichtigt. Ab der Klasse 11 beginnt die Oberstufe, so dass dort keine Differenzierung mehr untersucht werden kann.
Vor der Untersuchung bestand die Erwartung, dass es zu merklichen Abschulungen kommt, wobei die Effekte für die Jungen merklich größer sind als für die Mädchen. Es ist jedoch an den Abbildung leicht festzustellen, dass die Abschulungen innerhalb des Geschlechts Jungen und Mädchen gleichermaßen in ungefähr gleicher Größenordnung treffen.
Die Verteilungsdiagramme zeigen aber eines besonders deutlich. Die Jungen werden im Vergleich zu den Mädchen völlig ungerecht auf die Schulformen verteilt. Die Jungen verteilen sich ungefähr 3:3:3 auf die drei Schulformen Hauptschule, Realschule und Gymnasium. Die Sonderschulen wurden in der Analyse außer Betracht gelassen, genauso wie die Gesamtschulen.
Folgerungen
Ein wesentliches Merkmal des deutschen Schulsystems ist seine Selektion. Die Ergebnisse legen die Vermutung nahe, dass die Benachteiligung schon beim Übergang bzw. bei der Orientierungsstufe zu den weiterführenden Schulen zu suchen ist.
Die bei Manndat erwähnte und oben zitierte Statistik mit der Unterscheidung von Migrantenkindern und Nichtmigrantenkindern zeigt, dass die Benachteiligung unabhängig von der Benachteiligung der Migrantenkinder existiert. Die Statistik kann über die Ursachen wenig sagen.
Da die Dummheit der Jungen aber nicht nachgewiesen ist, so dass die Statistik nur besagt, dass die Prognosen der Lehrer bei den Laufbahnentscheidungen in Bezug auf die Leistungsfähigkeit unzuverlässig sind. Dies legt zumindest die Formulierung in der Königststeiner Erklärung auf Seite 9 nahe:
"[...] In einer Zusatzstudie innerhalb der nationalen Erweiterung von PISA konnte nachgewiesen werden, dass die Lehrer an Hauptschulen die Lesekompetenz ihrer Schüler gravierend überschätzen und die Risikogruppe nur zu einem geringen Prozentsatz richtig identifiziert wird. [...]"
Da die Lehrer insbesondere an der Hauptschule nicht erkennen, dass ihre Schüler Lesedefizite haben, werden die nichts unternehmen, um die Defizite abzubauen. Da die Defizite nicht abgebaut werden, verstärken sich die Defizite und führen letztendlich dazu, dass die Schule am Ende ihrer Schullaufbahn mit einer schlechten Ausbildung dastehen. Sie haben keine Chance die pädagogischen Defizite des Lehrpersonals zu kompensieren. Die schlechteren Lesekompetenzen der Jungen können entweder an den Jungen selbst liegen oder an der mangelnde pädagogischen und diagnostischen Kompetenz der Lehrer.
Spekulationen über die diskriminierende Verteilung der Jungen auf die weiterführenden Schulen
Es ist auch zu vermuten, dass ähnliche diagnostische und pädagogische Schwächen beim Lehrern andere Schulen festzustellen ist. Diese Fehleinschätzung rühren neben der Leistungsfähigkeit auch das Schüler(wohl)verhalten in die Bewertung der Schülerleistung einfließt.
Weiterhin kann es auch sein, dass die Lehrer hauptsächlich weiblich bevorzugte nachahmende Lernstrategien fördern und männlich bevorzugte explorative, Fehler-provozierende Lernstrategien als fehlerhaft diskreditieren. Zu dieser Annahme ließen sich wahrscheinlich Studien durchführen, die aber den Zeitrahmen einer Internet-Zeitung sprengen. Diese pädagogische Missbilligung der Lernbedürfnisse von Jungen kann genauso ursächlich für Abwertung der Jungen beim Sprung von der Grundschule in die weiterführenden Schulen sein.
Die Zunahme an weiblichem Lehrpersonal kann übrigens als Indiz für die zunehmende Jungenfeindlichkeit der Pädagogik gewertet werden. Welcher Junge wird, wenn er sein Abitur geschafft hat, sich mit einem Beruf im Studium auseinandersetzen, der ihm subtil gezeigt hat, dass seine intuitiven Lernstrategien von den Pädagogen missbilligt werden. Angesichts der zu erwartenden Schwierigkeiten wird ein Junge sicher ein anderes Studienfach wählen.
Conclusio
Die Diskriminierung findet beim Übergang von der Grundschule zu den weiterführenden Schulen statt. Über die Gründe kann man verschiedene Hypothesen aufstellen, die an dieser Stelle unbewiesen sind und wo ein Beweis wahrscheinlich auch schwer zu führen ist..
a) Die Tendenz zum Wohlverhalten wird bei den Mädchen mit besseren Noten und Schullaufbahnentscheidungen belohnt.
b) Die Schulpädagogik missbilligt männlich-explorative Lernstrategien und benachteiligt die Jungen systematisch bei der Konkurrenz um die besseren Noten, weil die Jungen zu Lernstrategie wider ihre Natur gedrängt werden.
.c) Jungen sind blöder als Mädchen.
Nachsatz
Es wurde sich auf die siebte Klasse beschränkt, da in manchen Bundesländern die Entscheidung erst in der siebten Klasse fällt. Die Zahlen zeigen, dass innerhalb eines Bildungsgang die Auf- und Abschulungen sich sehr in Grenzen halten, so dass die Aussagen auch für die Bundesländer gelten sollten, die schon nach der vierten Klasse die Jungen in die einen Schulformen einsortieren.
In einer nachfolgenden Arbeit soll noch der Übergang von der zehnten Klasse in die Oberstufe näher beleuchtet werden. Das wird dann voraussichtlich der letzte Artikel sein. Über die Ursache kann man an der Stelle immer nur Vermutungen anstellen. Hier muss man darauf hoffen, dass die Diskriminierung der Jungen von wissenschaftlicher Seite solide untersucht wird. Insbesondere die Geschlechterunterschiede sollte doch einmal stärker in den Mittelpunkt des Forschungsinteresse treten.
Übrigens stellt sich angesichts dieser Herabstufung der Jungen die Frage, ob die schlechten Ergebnisse der Jungen bei der PISA-Studie auf die Beschulung der Jungen in den schlechten Schulformen zurückzuführen sind.
Kurzum führt die Verteilung der Jungen auf die schlechteren Schulen zu einer schlechteren Ausbildung der Lesekompetenz, so dass natürlich die Jungen bei der PISA-Studie schlechtere Ergebnisse liefern mussten?
Anhang
Tabelle zur Lesekompetenz in den einzelnen Bundesländern
Land |
Lesekompetenz Jungen+Mädchen |
Diff. Mädchen - Jungen |
Bundesrepublik Deutschland |
484 |
32 |
Baden-Württemberg |
500 |
22 |
Bayern |
510 |
32 |
Berlin |
- |
- |
Brandenburg |
459 |
33 |
Bremen |
448 |
18 |
Hamburg |
- |
- |
Hessen |
476 |
18 |
Mecklenburg-Vorpommern |
467 |
30 |
Niedersachsen |
474 |
- |
Nordrhein-Westfalen |
482 |
23 |
Rheinland-Pfalz |
485 |
30 |
Saarland |
484 |
13 |
Sachsen |
491 |
28 |
Sachsen-Anhalt |
455 |
24 |
Schleswig-Holstein |
478 |
17 |
Thüringen |
482 |
26 |
Datenquellen: PISA 2000 - Ein differenzierter Blick auch die Länder der Bundesrepublik Deutschland
- Zusammenfassung zentraler Befunde, Berlin, Max-Planck-Institut für Bildungsforschung, 2003
Lesekompetenz Mädchen+Jungen aus: PISA 2000 Die Länder der Bundesrepublik Deutschland im
Vergleich, Berlin, Max-Planck-Institut für Bildungsforschung, 2002
Lesekompetenz nach PISA (aus PISA 2000 Die Länder der Bundesrepublik Deutschland im Vergleich, Berlin, Max-Planck-Institut für Bildungsforschung, 2002)
Kompetenzstufe I (Skalenwerte 335-407): Oberflächliches Verständnis einfacher Texte
Kompetenzstufe II (Skalenwerte 408-480): Herstellen einfacher Verknüpfungen
Kompetenzstufe III (Skalenwerte 481-552): Integration von Textelementen und Schlussfolgerungen
Kompetenzstufe IV (Skalenwerte 553-625): Detailliertes Verständnis komplexer Texte
Kompetenzstufe V (Skalenwerte über 625): Flexible Nutzung unvertrauter, komplexer Texte
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Porth ©2007 (www/∗) |
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Ticker und Querverweise
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Querverweise |
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