geändert am 04.01.2006 - Version Nr.: 1. 33
23.11.2005 - <<< 23.11.2005 - >>>
Dr. Dieter Porth Der Göttinger Stadtverband der Jusos kritisiert die faktische Schließung der Politikwissenschaft in Göttingen. Im wesentlichen argumentiert Frau Tiedemann über den Renomee-Verlust, den die Universität durch die Schließung des Fachbereiches erleiden wird. Weiterhin kritisiert sie, dass die Behauptung der mangelhaften Qualität nur vorgeschoben ist.
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[Göttingen - 22.11.05 - Pressemitteilung] [Quelle: Email]
Göttinger Jusos fordern überparteiliche Politikwissenschaft
Nachdem in den letzten Tagen die Empörung gegenüber der autoritären Verkündung der faktischen Schließung der Sozialwissenschaftlichen Fakultät an der Georgia Augusta immer größere Kreise gezogen hat, wird nun offenbar, dass zusätzlich die niedersächsische Landesregierung eine Art "Gegenentwurf" zur bekannten Göttinger Parteienforschung in Osnabrück aufbauen möchte. Der Osnabrücker Juraprofessor Jörn Ipsen, als CDU-nah bekannt, soll nach dem Willen des Ministerpräsidenten Christian Wulff mit großen zusätzlichen Finanzmitteln ausgestattet werden, um ein weiteres ‚Zentrum für Parteienforschung' aufzubauen. Dass dies im Wissenschaftsministerium mit der Begründung, es gebe ein solches Zentrum bereits in Göttingen, auf wenig Begeisterung stieß, wurde anschließend nicht als Einwand akzeptiert.
"Hier drängt sich die Frage auf, ob man als politisch inopportun wahrgenommene Lehrstuhlinhaber mit der zukünftigen Förderung wissenschaftlicher Parteifreunde mundtot machen will", so Ina Tiedemann, Sprecherin des Juso-Stadtverbandsvorstands in Göttingen. "Nach allen Versuchen, die Göttinger Schließungen der Politikwissenschaft, der Pädagogik und der Sportwissenschaften mit der Notwendigkeit zur Bildung so genannter Exzellenzcluster und zur Konzentration auf weniger Standorte zu begründen, ist diese Förderung einer zusätzlichen Arbeitsgruppe für Parteienforschung geradezu absurd! "
Zudem hat der Göttinger Universitätspräsident Kurt von Figura seine Entscheidungen zur Abwicklung der oben genannten Fächer stets mit den Ergebnissen der Forschungsevaluation der Wissenschaftlichen Kommission Niedersachsen (WKN) begründet. Diese betont allerdings überdeutlich, das Fach Parteienforschung besitze in Göttingen die besten Entwicklungschancen. "Wenn nun an der Heimatuniversität des niedersächsischen Ministerpräsidenten ein fast gleichartiges Zentrum gegen alle wissenschaftlichen Evaluationsergebnisse errichtet werden soll, dann entbehrt das jeglicher fachlichen Begründung. Vielmehr sieht es so aus, als wolle Herr Wulff sich hier eine Art ‚Hausforschung' schaffen! ", erklärt Tiedemann.
Werden einerseits die Ergebnisse der oben genannten Evaluation - zum Teil in falsches Licht getaucht - ständig hervorgeholt, um etwaige Kürzungen und Umstrukturierungen zu begründen, so sehr werden eben jene Resultate ignoriert und Tatsachen geschaffen, wenn es darum geht, politische Freunde und Weggefährten mit finanziellen Mitteln zu versorgen! Die Göttinger Arbeitsgruppe zur Parteienforschung hat sich in den vergangenen Jahren mit Veröffentlichungen zu allen Parteien einen Namen gemacht, keinesfalls liegt hier eine rein SPD-orientierte Forschung vor. Dies kann, wer einmal die Internet-Homepage der Arbeitsgruppe besucht www.parteienforschung.uni-goettingen.de , jeder nachlesen. Auch ist der Leiter, Prof. Dr. Franz Walter, für seine kritischen Kommentare und Artikel zu weit mehr als rein rot-grünen Themen bekannt. "Mit wissenschaftlichen Argumenten ist die Einrichtung eines Instituts zur Parteienforschung in Osnabrück jedenfalls nicht zu begründen, mit dem Versuch, vermeintlich allzu sozialdemokratischen Professoren in Göttingen die Mittel zu kürzen dagegen schon", moniert Ina Tiedemann. "Die Jusos Göttingen protestieren auf das Schärfste gegen solche politischen Einflussnahmen zugunsten der CDU genehmer Wissenschaftler!"
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Wie nimmt die Landesregierung Einfluss auf die wissenschaftliche Struktur der Stiftungs-Universität?
Es wird implizit der Vorwurf erhoben, dass die Politikwissenschaftler die universitär bezahlten Wissenschaftler für die Propagandainitiativen der Regierenden sind. Wo bleibt die Suche nach Wahrheit und die Freiheit der Forschung, wenn die Universität offenbar vielen politischen Begehren des Ministeriums ohne Gegenleistung nachgibt.