geändert am 27.09.2006 - Version Nr.: 1. 40

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Die Ankündigung des Göttinger Tageblatts vom 19. September, dass der Kulturausschuss über die städtische Förderung eines Live-Clubs beraten will, führte zu einer Reaktion des Betreibers des Live-Clubs Exil.

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Pressemitteilung Kontaktlink zu Exil [ Homepage ] (Christoph Demandt)

[Göttingen - 22.09.06] [Quelle: Email]

Reaktion des Von Christoph Demandt, Betreiber vom Exil, auf die Idee des Live-Clubs in der Göttinger Innenstadt

An
alle Mitglieder des Göttinger Kulturausschusses

Sehr geehrte Damen und Herren,

ich wende mich als Betreiber des EXIL Rock-Music-Club in der Prinzenstraße
in obiger Angelegenheit an Sie als Mitglieder des Kulturausschusses.

Der heutigen Ausgabe des Göttinger Tageblattes entnehme ich, daß das
Göttinger Rockbüro dem Kulturausschuß am Donnerstag ein 'Konzept für
einen Göttinger Live-Club' vorlegen will.

Dieser soll aus städtischen Mitteln mit einer Anschubfinanzierung von
36.000 Euro und einem jährlichen Zuschuß von bis zu 15.000 Euro
mitfinanziert werden.

Für mich als (privaten!) Betreiber des EXIL - wie für mindestens drei
weitere Betreiber privater Musiklokale in Göttingen - wäre diese
Maßnahme ein Schlag ins Gesicht. Wir würden liebend gern im EXIL
wesentlich häufiger Live-Konzerte anbieten, können uns dies aber nur in
begrenztem Umfang leisten.

Ein subventioniertes Lokal würde uns nicht nur die Möglichkeit dazu
endgültig nehmen, sondern uns auch weiter Gäste - und damit die
Lebensgrundlage - entziehen:

- Für jedes Konzert - auch das einer Nachwuchsband - hat der
Veranstalter GEMA-Gebühren in nicht unerheblicher Höhe zu entrichten.
Dies sind beispielsweise für unseren Betrieb pro Konzert rund 150
Euro. Bei einer für eine Nachwuchsband sehr hohen Besucherzahl von 100
Gästen sind das entsprechend 1,50 Euro pro Konzertkarte. Die
Bühnentechnik schlägt mit etwa 500 Euro zu Buche. Für die
Plakatwerbung (die ja in Göttingen von der Stadt konzessioniert ist,
d.h. die Stadt verdient daran!) müssen wir zusätzlich 200 Euro
einplanen. Ein Kassierer mit etwa 50 Euro Lohnkosten kommt dazu.
Somit ergibt sich - ohne daß die Künstler selbst auch nur einen
einzigen Cent Gage bekommen - ein Kartenpreis von 9 Euro.

Dies ist der aktuelle Stand und der Grund, warum wir privaten Betreiber
es äußerst schwer haben, Live-Kozerte anzubieten. Um uns ab und zu
wenigstens ein solches Konzert leisten zu können, führen wir in der
Hauptsache einen Discothekbetrieb ohne Livemusik.

- Privat betriebene Musiklokale und Discotheken in Göttingen sind
grundsätzlich 'Vergnügnungssteuer'-pflichtig, d.h., wir erwirtschaften
an Abenden ohne Live-Musik diejenigen Steuern, mit denen
subventionierte Betriebe wie das Apex oder der 'Konzept-Club'
finanziert werden. Diese Abende ohne Live-Musik brauchen wir aber,
um uns überhaupt tragen zu können.

Wenn nun die Stadt über das Apex und die musa hinaus einen
gastronomischen Betrieb subventionieren würde, der dazu noch mittelbar
aus unseren Steuereinnahmen finanziert würde, dann frage ich mich, warum
nicht auch ich in Zukunft solcherlei 'Konzepte' vorlege. Weitere
Kollegen, genannt sei z.B. das Irish Pub unter Stefan Weidele oder das
Cafe Kreuzberg, betrieben von Klaus Wißmann, würden nach meiner
Einschätzung ähnlich ungerecht behandelt und im Anbieten von
Live-Produktionen weiter behindert.

Ich als privater Betreiber eines (auch-)Live-Clubs in Göttingen bin
strikt dagegen, einen Betrieb in der im heutigen GT skizzierten Form zu
subventionieren. Vielmehr bitte ich Sie, folgende Vorschläge zu bedenken:

- Die beste Lösung ist meiner Ansicht nach zunächst die generelle
Klärung der Frage, ob und wenn ja inwieweit die Stadt Göttingen sich
in der Förderung von Göttinger Nachwuchsbands engagieren möchte.
Sollte der Kulturausschuß oder der Rat selbst diese Frage bejahen,
schlage ich die Bildung eines 'Runden Tischs' unter Einbeziehung der
privaten Kulturträger (gastronomische Betriebe mit regelmäßigem
Liveprogramm) vor, der dann gemeinsam überlegt, wie die Stadt in
diesem Feld sinnvolle und vor allem gerechte Kulturförderung betreiben
kann. Konkret fallen mir ad hoc drei weitere Punkte ein:

- Discotheken mit Live-Programm (denkbar wäre z.B. die Bedingung,
mindestens ein Live-Konzert pro Monat durchzuführen) sind generell -
auch an Abenden ohne Livemusik vergnügungssteuerfrei zu stellen
- Ein Teil der Einnahmen aus der Vergnügungssteuer ist dazu zu
verwenden, Veranstaltern von Live-Konzerten eine GEMA-Beihilfe zu
zahlen
- Konzerte von Nachwuchsbands aus der Stadt un dem Landkreis Göttingen
werden auf den konzessionierten Werbeflächen der Stadt Göttingen
kostenfrei oder zu stark vergünstigten Konditionen beworben.

Unter diesen Umständen wäre ein Live-Konzertbetrieb in Göttingen ohne
Subventionen auch in privater Hand problemlos möglich.

Ich wäre Ihnen sehr dankbar, wenn Sie sich am Donnerstag entsprechend
verwenden würden.

Für Fragen stehe ich Ihnen unter den untengenannten Telefonnummern und
per eMail selbstverständlich gern zur Verfügung.

Mit freundlichen Grüßen,
EXIL Rock-Music-Club   Kommentarpiktogramm  

Christoph Demandt
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