geändert am 02.07.2006 - Version Nr.: 1. 10
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Dr. Dieter Porth - GöttingenDer Bericht stammt von Dr. Dieter Porth. Kursiver Text kennzeichnet die persönliche Meinung des Autors.
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Pressemitteilung Bürgerstimmen im Göttinger-Land [ Homepage ] (Dr. Dieter Porth)[Göttingen - 28.06.06] [Bericht]
Wäre eine Gastspielkultur, also ausschließlich Gastspiele von auswärtigen Orchestern und Theatergruppen, eine Lösung, um die kulturelle Vielfalt zu erhöhen und die Kulturausgaben zu senken?
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Wenn die Investition in Kultur eine echte Investition sein soll, dann muss sich die Investition auch rechnen. Die folgenden Zahlen stammen aus dem Beteiligungsbericht der Stadt Göttingen. Danach hat das Deutsche Theater allein von der Stadt einen Zuschuss in Höhe 2643k€ erhalten. Im Jahre 2004 hatte das deutsche Theater insgesamt 83900 Besucher (2003 waren es noch über 100000 Besucher). Das Deutsche Theater zeigt also einen gewissen Zuschauerschwund. Wenn man die Kulturausgaben des Landkreises (1343k€) berücksichtigt, dann wird jede Karte im Deutschen Theater mit über 45Euro subventioniert.
Jeder der 158 Arbeitsplätze beim deutschen Theater wird pro Jahr mit über 25000€ subventioniert. Dies entspricht einem Brutto-Subventionseinkommen von schätzungsweise 1600€ pro Monat. Ein arbeitsloser Schauspieler bekommt als Hartz-IV-Empfänger nur knapp 700€ pro Monat.
Manchmal muss man das Unmögliche denken, um auf neue Ideen zu begründen.
Lohnt sich das deutsche Theater noch oder sollte man es schließen?
Wenn man es schließen würde, wären die 158 Arbeitnehmer beim Deutschen Theater arbeitslos. Diese Mitarbeiter würden im Zweifelsfall als Hartz-IV-Empfänger enden. Ein Hartz-IV-Empfänger kostet inklusive der Sozialversicherung im Monat ungefähr 900€. Im Jahr kostet er also zirka 10800€. Mit der Theaterschließung würde die Stadt also nicht die vollen 2643 k€ einsparen, sondern sie müsste einen Teil der Einsparung als Hartz-IV-Kosten aufbringen. Es ergibt sich folgende Rechnung:
Subventionen 2004 von der Stadt fürs Deutsche Theater2643000 €
Subventionen 2004 vom Landkreise fürs Deutsche Theater1343000€
- Kosten für ehemalige Theaterleute158*10800€ -1706400€
Verfügbare Mittel für Kulturausgaben2279600€
Unter dem Szenario "Schließung des Deutschen Theaters" würde man volkswirtschaftlich knapp 2300k€ freisetzen.
Was kann man mit diesem Geld anfangen?
Nach Aussagen von Herrn Glantz von ProCity im Talk am 24.6. in der Radiosendung "Bürgerstimmen im Göttinger Land" kostet ProCity die Nacht der Kultur ungefähr 15-20k€. Wenn Pro-City die obigen Subventionen zur Verfügung hätte, dann konnte es damit über 100 Nächte der Kulturen finanzieren.
Für eine Nacht der Kultur an fast jedem dritten Tag besteht sicher kein Bedarf, denn irgendwann hat auch der Letzte Besucher eine Solche Veranstaltung "über". Wenn für ein solches Event kein Bedarf besteht, wieso soll dann ein Bedarf an einer täglichen Theatervorführung bestehen. Das ist unwahrscheinlich?
Wenn kein Bedarf an einer täglichen Theatervorführung besteht, dann ist das Vorhalten eines täglichen präsenten Staatstheaters unsinnig.
Göttingen leidet an einem Zuviel an Theaterkultur - Was kann man ändern?
Göttingen könnte das Deutsche Theater schließen und das Gebäude des Deutschen Theaters als Gastspielhaus verschiedene Theatergruppen anbieten. Das hätte für den Theaterfreund den Vorteil, dass er sich häufiger neue Stücke von renommierten Theatergruppen anschauen könnte. Gleichzeitig könnte man flexibel die Zahl der Aufführungen an den wirklichen Theaterbedarf anpassen. Bei einem relativ vollen Haus können die Kulturkosten für die Stadt trotz einer gesteigerten Vielfalt und Qualität sinken..
Ähnliches gilt übrigens auch für das Göttinger Symphonieorchester. Allein die Stadt plant für 2006 einen Zuschuss in Höhe von 1235k€.. Die Zuschüsse des Landes Niedersachsen, des Landkreises und des Landkreises Holzminden sind hierbei noch nicht eingerechnet. Wie viele Konzerte ließen sich dafür organisieren?
Provokante These:
Sowohl das Göttinger Symphonie Orchester wie auch das Deutsche Theater produzieren Kulturleistungen weit über Bedarf für die Region. Die Schließung der Institutionen ist sinnvoll. Der Kulturbedarf kann preiswerter durch Gastspieleinkäufe gedeckt werden.
Wie viel kostet die Kultur in Göttingen - ein Vergleich?
Die Stadt gibt für das Göttinger Symphonieorchester (1,2M€) und das Deutsche Theater (2,7M€) insgesamt ungefähr 3,9M€ aus. Dies entspricht ungefähr dem jährlichen Umsatz für die Parkgebühreinnahmen [1,9M€. (Produktgruppe 2004)] und für Strafzettel [2,2M€ (Produktgruppe 3202)].
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Kleine Berichte aus der Region.
Frühere Meldung 26.06.06 (set: 26.06.2006) / ~ Göttingen~: Johanna Zeul spielte am 22. Juni im Cafe Kreuzberg - Die Fußballgucker haben viel verpasst, während die Besucher haben einen wirklich professionellen Nachwuchsstar erleben konnten.
Spätere Meldung 02.07.06 (set: 02.07.2006) / ~ Göttingen~: Kleine Kritik zum Konzert von "Dota und den Strandpiraten". Die Band begeisterte das wartende Publikum nach den Viertelfinalspielen am 30. Juni im Cafe Kreuzberg.