geändert am 20.12.2006 - Version Nr.: 1. 18
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"Was ist eine gute Kunstkritik?" - Ein Streitdialog zwischen Daniel Constatino und Dr. Dieter Porth
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der zweck einer kunstkritik, in meinem falle textkritik, ist das urteilen selbst. ich muss schärfe des verstandes und intensität der empfindung entwickeln, um mich überhaupt in die lage zu versetzen. ich muss wahrheit suchen, zu klarheit kommen. ein fortgesetzter prozess. ich messe gewiss ein literarisches erzeugnis nur höchst sekundär, wenn überhaupt, am stoff. ich messe es am ästetischen anspruch, an seiner sprache, daran, ob seele in die struktur fliesst oder nicht. ob die schöpfung der welt oder ein relativ unbedeutendes ereignis wie ein waldspaziergang dargestellt werden, ist kein kriterium für mich: entscheidend alleine, wie der autor es schildert. um das wort vom gutachten aufzugreifen: ein guter arzt wird sich schützend vor seinen patienten stellen, durchaus parteiisch für den kranken sich ins zeug legen. gutachten, aufgrund derer ein richter- oder polit- oder ärztegremium entscheiden kann, wie es will, dienen bloss der erreichung einer hinter verschlossenen türe ausbaldowerten quote. und deren wurstige kriterien bleiben - geheim. eine kritik, die sich des lobs oder des tadels enthält, stützt die herrschenden verhältnisse, macht sich zum komplizen der korruption. der geistigen hier, in unserm falle. und der seelischen. und verdient den namen nicht einmal. kritik ist die kunst der beurteilung. und kunstkritik soll beurteilen, ob ein werk kunst ist oder ob es sich um blosse imitation, stümperhaftigkeit oder kitsch handelt. was kann es gradlinigeres geben, als einander zu sagen, was man denkt und fühlt, was man wirklich denkt und fühlt?
und wie müsste ich etwa hesse gerecht zu werden haben, an eines seiner gedichte knüpft sich ja unsre diskussion? der hat doch genug eingeheimst und ist lange tot. oder etwa grass, dessen schreibe ('vom häuten der zwiebel') ich entlarve als eine unsäglich rührselige, verkitschte, ja unredliche art, geld zu verdienen? wird es ihm schaden? da lachen ja die hühner. nein nein, man soll die dinge beim namen nennen, für anderes ist das leben viel zu schade. lesen ist eine sehr kreative auseinandersetzung mit dem autor, in einer einszueins-situation. klar, dass ich der massstab bin. meine erfahrungen mit der sprache, dem denken, dem leben gegen die seine. er kann an mir scheitern. oder ich an ihm. dann soll man mir meine lächerlichkeit vor augen führen. und immer schön dem ästetischen gegenstand, der sprache nach.
dass sie zum erwähnten hesse-gedicht keine stellung nehmen wollen, verstört mich. wie muss man ein expliziter hesse-kenner sein, um dies einzelne gedicht zu beurteilen? sind doch nur ein paar strofen, in sich ein vollendetes werk. jedes kind kann doch sagen, was ihm dazu einfällt!
einverstanden bin ich nur mit ihrem schlusssatz.
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