geändert am 06.02.2007 - Version Nr.: 1. 18
31.01.07 (set: 01.02.2007) ~ <<< 31.01.07 (set: 06.02.2007) ~ >>> ~ Dr. Dieter Porth - Göttingen
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Pressemitteilung Kontaktlink zu Bürgerstimmen im Göttinger-Land [ Homepage ] (Dr. Dieter Porth)[Göttingen - 30.01.07] [Bericht]
F.W.Bernstein rezitierte am 29.1. zusammen mit Reinhard Umbach Gedichte und Reime im Jungen Theater.
Am 29.1. lasen Reinhard Umbach und F.W.Bernstein im Jungen Theater Gedichte, Duette und Szenen. Dabei beeindruckten mich insbesondere die im Chor vorgetragenen Gedichte und Texte. Das Junge Theater war mit gut hundert Besuchern gut besucht, so dass alle Plätze besetzt waren. Es waren relativ gleichmäßig Menschen zwischen dreißig und siebzig Jahren vertreten. Zur Lesung gab es zwei Zugaben, so dass das Publikum die Lesung hörbar genossen. Die Lesung selbst bestand aus zwei Sets und nach dem zweiten Set nahmen sich Reinhard Umbach und F.W. Bernstein Zeit für eine Aftershowparty mit Autogrammstunde.
Persönliches Resümee:
Ich fand die Bühnepräsenz und die Inszenierung von F.W. Bernstein (alias Fritz Weigele) gut. Das Niveau von F.W. Bernsteins Texten ist für das einfache Publikum angemessen und strebt sicher nicht nach höheren literarischen Esprit. Vielleicht habe ich auch die verschiedenen Querbezüge zur Theologie nicht verstanden. Aber Reinhard Umbach machte genau die entgegengesetzte Figur auf der Bühne. Er rezitierte seine Gedichte farblos bis befriedigend. Seine Bühnenpräsenz war die eines schüchternen Schuljungens, aber sein Gedichte ließen mit Ihren Querbezügen und ihrer inhaltlichen Stringenz wirklich aufhorchen. Der literarische Star des Abends war sicher Reinhard Umbach, während F.W. Bernstein als Entertainer recht gut war.
Mich würde es einmal reizen, Gedichte von Reinhard Umbach zu rezitieren; denn er war eindeutig der literarische Star des Abends.
Bühnenpräsenz:
Schon der Einzug von Reinhard Umbach und F.W. Bernstein zeigte die unterschiedliche Bühnenpräsenz. Der bessere Schauspieler und Animator war in jedem Fall F.W. Bernstein. . Am linken Stehpult mit leuchtend rotem Fuß stand Reinhard Umbach. Am rechten Stehpult mit schwarzem Fuß stand F W Bernstein. Während der gesamten Lesung verließen die Redner nie das Stehpult und es gab bis auf sehr wenige Gesten kaum Bewegung auf der Bühne.
Reinhard Umbachs Einlauf auf die Bühne wirkte durch die vorgezogenen Schultern und seinen gesenkten Blick sehr verschüchtert. Er betrat dabei mit einer Jutetasche die Bühne, aus der er umständlich einen Clip-Ordner mit seinen zu lesenden Texten herausholte. Während der ersten Halbzeit der Lesung hat es nicht einmal in Publikum geschaut. In der zweiten Halbzeit warf er ab und zu einmal einen schüchternen Blick über seine Brille ins Publikum. Aber auch hierbei hielt er seinen Kopf die gesamte Zeit starr in Richtung Manuskript geneigt. Ihm war die Bühne augenscheinlich unangenehm.
F.W. Bernstein trat ganz anders auf. Er kam aufrechten Schrittes mit einem dicken roten Buch in der Hand auf die Bühne. Das dicke Buch legte er gut sichtbar auf das Stehpult. Er sprach auch das Publikum an und übernahm die Aufgabe, zwischen den Texten zu moderieren. Die Moderationen sollten zwischen den verschiedenen Texten überleiten, wobei er kurz die Zielrichtung der Texte aufzeigte.
In seiner Gestik war F.W. Bernstein eher zurückhaltend; aber während der Zwischenmoderationen suchte er immer den Blickkontakt zum Publikum. Auch benutzte er, zumindest an einigen Stellen Gesten von Arm und Hand, um der Lesung mehr Ausdruck zu verleihen.
Interessant war auch die Wirkung des nur für das Lesen eingestellte Mikrofons bei F.W. Bernstein. Während der Zwischenmoderationen stand er aufrecht und sprach frei. Sobald er sich dem Lesen zuwandte, beugte er sich nach vorne beugen und kam dem Mikrofon näher. durch diese Gesten konnte man immer klar zwischen Moderationen und gelesenem Text unterscheiden. Dies ist wichtig, da die gelesenen Texte eigentlich inhaltsreicher und kompakter als die Moderationen sein sollten.
Neben der schauspielerischen Präsenz verstand F.W. Bernstein auch gut, während der Lesung auf Reinhard Umbach einzugehen. Er beklatschte ihn auf der Bühne für guten Lesungen. Er lachte mit dem Publikum über Reinhard Umbachs Pointen. Bei den Lesungen im Chor passte sich F.W. Bernstein an den Ton und die Geschwindigkeit von Reinhard Umbach an, obwohl er wahrscheinlich lieber die Texte etwas pointierter und theatralischer vorgetragen hätte.
Textinhalte:
Die meisten Texte von F.W. Bernstein kreisten um das Thema Gott und Schöpfungsgeschichte. Sie waren angenehm intoniert, so dass es Vergnügen bereitete, dem Klang der Stimme zu lauschen. Die Texte bedienten platte Klischee. Da wird ein bischen gegen Northeim als Provinzstädtchen gestichelt. Da wird die Schöpfungsgeschichte in typischer Comedy-Manier oder Büttenredentradition zusammengefasst. Da wird der Untergang Göttingen in einer Geschichte so dargestellt, dass die meisten Menschen den Untergang als Event wahrnehmen.
Mir erschienen seine Texte stellenweise trivial. Selbst bei dem besten Stück, den Untergang Göttingen fehlte an vielen Stellen die dichte Vielschichtigkeit, die das Niveau von guter Literatur ausmacht. F.W. Bernstein hat sich vielleicht das richtige Pseudonym gewählt., denn auch beim Bernstein ist die Verpackung schöner als der Inhalt.
Die Texte von Reinhard Umbach strotzen vor offensichtlichen Querbezügen. Da werden Buchtitel zu einem Gedicht vereint, in dem eine eigenständigen Geschichte erzählt wird. Da werden Floskeln aus dem Alltag des Wirtschaftsbereich in einem Gedicht zusammengefasst, wo der Mord an Herrn Share-Holder Value gestanden wird. Da werden Bezüge zur aktuiellen Politk hergestellt, wobei die benannten Personen im Feuerwerk der Verse kurz und knapp demaskiert werden.
Die Lesung von Reinhard Umbach hat mich neugierig gemacht. Der Autor hat augenscheinlich etwas zu sagen. Während der Lesung hatte ich immer das Gefühl einen Menge von Querbezügen und hintersinnigen Aspekte in seinen Gedichten zu verpassen. Er hat mich durch seine Lesung neugierig gemacht, sich mit seinen Gedichten einmal näher zu beschäftigen.
Rezitationstechnik:
Beide Autoren sprachen langsam und klar akzentuiert. Aber Reinhard Umbach setzte bei seinen Vorträgen nur manchmal Akzente. Nur selten variierte er der Tonlage, benutzte er Pause oder variierte er die Lautstärke. Insgesamt wurde der Vortrag in der zweiten Halbzeit etwas besser. Ich vermute, dass die Haltung auf der Bühne seinen Gemütszustand während der Lesung darstellt: Angst vorm Publikum. Dies hatte dann Auswirkungen auf den Vortrag der Gedichte.
Die Rezitationstechnik bei F.W. Bernstein war ausgefeilter. Er setzte maßvoll Pausen ein. Durch die Variation von Tonhöhen machte er seinen Vortrag spannend und hörenswert. Lediglich mit der Lautstärke spielte er wenig. Insgesamt bevorzugt er dabei einen theatralischen Vortragsstil, wie er es selbst am Anfang der Lesung auch ankündigte. Neben diesen theatralischen Vorträgen hat F.W. Bernstein auch einige Gedichte im Stakkato Stil vorgetragen. Bei dieser Vortragsform steht der Rhythmus des Gedichts im Vordergrund. Wie beim Fließband werden die Silben in festgefügten Takt gesprochen. Die Pausen lassen den Vortrag immer etwas abgehackt erscheinen. Die Sprechtechnik findet man im Rap des Hiphops, Dort unterstützt die Sprechtechnik die Stimmung von Aggressivität und Geschwindigkeit in den Texten. F.W. Bernstein beherrscht die Sprechtechnik gut. Aber an während der Lesung hatte ich immer den Eindruck, dass die Stimmung in den Texten nicht zur Stimmung passte, die der Vortragsstil vermittelte.
Links
F.W. Bernstein (alias Fritz Weigele)
Website: http://fw-bernstein.de
Wikipedia: http://de.wikipedia.org/wiki/F.W._Bernstein
Reinhard Umbach
Website: ---
Wikipedia: ---
Porth ©2007 (www/∗")
Durch das Hochnehmen des Buches wendet sich F.W. Bernstein dem Publikum zu und zeigt so beim Lesen Bühnenpräsenz.
Porth ©2007 (www/∗")
Die gebeugte Haltung von Herrn Umbach am Rendnerpult beim Rezitieren seines Textes. Der Blick ist star auf das Baltt geheftet.